Wiederentdeckte Gartenstadt – Die Preußensiedlung von Hermann Muthesius

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Kaum einer kennt sie, die Preußensiedlung im Südosten von Berlin. Zwischen Neukölln/ Britz und dem noch zu eröffnenden Flughafen BBI liegend, genauer gesagt zwischen den S-Bahn Stationen Grünau und Altglienicke ist sie auch „janz weit draußen“: j.w.d., der Speckgürtel lässt grüßen. Hier wohnt man zwischen nachbarschaftlicher Kleinstadtidylle und der schnellen Anbindung durch die Autobahn friedlich im Grünen – in einem kleinen Haus mit Satteldach und Garten – welche Familie träumt nicht davon? Gute 100 Jahre nach ihrer Erfindung scheint das Modell der Gartenstadt als Alternative zur engen, stickigen Stadtwohnung aktueller als in den Jahrzehnten zuvor. Licht, Luft und Sonne anstatt dunkle Mietskaserne, Großstadtlärm und -hektik: My home is my castle!

Die Preußensiedlung von den Architekten Max Bel und Franz Clement ( 1. Bauabschnitt) und Hermann Muthesius (2. Bauabschnitt) wurde 1910-13 als kleines Dorf am Stadtrand gebaut. Es sind Arbeiterhäuser im Stil englischer Gartenstädte. Das überschaubare Ensemble aus insgesamt 45 Kleinhäusern gilt als eins der frühen gebauten Beispiele der Gartenstadt in Deutschland; in den Neunziger Jahren wurde die Siedlung im Stadtteil Altglienicke jedoch ein typisches Opfer der Wende. Schon lange hatten die unter Denkmalschutz stehenden Häuser eine Renovierung nötig, nun waren die verfallenen Bauten sogar vom Abriss bedroht.

Obwohl abseits und in Vergessenheit geraten konnte ein neuer Investor 2008 mit seinem Konzept genügend Käufer anlocken, um die Wohnhäuser zwischen Germanen- und Preußenstraße von dem Berliner Büro Kubeneck Architekten sanieren und umzubauen lassen ; außerdem wurde die Siedlung von dem Architekten Peter Brenn um einen dritten Bauabschnitt mit vier Wohnhäusern erweitert. Ein gelungenes Beispiel: Bald könnte die Siedlung nach ihrem gelungenen Umbau und Sanierung wie die nur einen knappen Kilometer entfernte Tuschkastensiedlung (1912) von Bruno Taut sogar Weltkulturerbe werden…

(Artikel erschienen im Baumeister, März 2013)
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