Gedichte

MORGEN  I

Eine schöne Siebzehnjährige  
findet auf dem Gehweg ein Papier  
auf dem etwas geschrieben,  
das sie nicht lesen kann.  

Im Radio redet man über die weiße Bluse
der Spitzenkandidatin.  
Das Mädchen wickelt ihren Kaugummi  
in das Papier und steckt es in die Tasche.  

Der Mond war gestern nicht zu sehen.  
Große, einsame Menschen  
gehen wortlos an ihr vorüber.  
Die Vorgärten sind lieblos  
in dieser Gegend,  
in der jeder nur das Seine macht,  
denkt sie und beschließt,  
bald fort zugehen  
von hier.


Es tut weh, sagt der Kopf.
Es geht vorbei, flüstert das Kissen.
Es ist sieben Uhr morgens, sagt das Radio.

Man könnte Primzahlen zählen.

Wenn Sie mit geschlossenen Augen an Angela Merkel denken,
was sehen Sie dann als erstes?


Finale Korrelation

In Gedichten sind es immer
der Wind und die Wolken
die über den Liebenden ziehen.
Was die Jugend nicht weiß,
erzählen die Alten:
Amore, sie ist nur geliehen.





Muttersprache
Vaterland
Kindermund

Anderer Äther

Guter Dunst ist wirklich eine Seltenheit geworden.
Stille Tage gehören der Vergangenheit. Atmen. Einfach nur atmen.

Plötzliche Empörung:
Der Personennahverkehr ist ja gar nicht mehr öffentlich, wenn sich die maskierten Passagiere nur noch in die Augen blicken!

Was sagen Sie?
Von mir aus.
Keine Idee?
Meinetwegen.
Atmen Sie denn noch?
Aber natürlich.

Nur ist der Luftdruck hier so schlecht.
Schade!

Die Seele kennt keinen Erfolg.
In der Stadt werden die Bäume gefällt.
Warum die Vögel singen?

Sie furzen nicht.

„enjoy your problems“

Stummer Schnee

erhellt die Dunkelheit in der Früh,
so dass der Morgen schon leuchtet,
bevor der Tag überhaupt beginnt.
Man kann die Luft sehen,
wenn man hinaus geht
in diese wunderbare weiße Kälte,
mit der kein Meteorologe,
sondern allein die Kinderherzen
überhaupt noch gerechnet haben.

Der Kaffee ist kalt geworden.
Du bist kalt geworden.

Stummer Schnee.

Wie eine Sehnsucht verhüllt er die Wege,
die niemand geht. Bis der Tag bald beginnt.

Europa

Heute keine Blumen
Die Schienen quietschen
Der Verkehr ist zäh
und eine steife Brise
kündigt sich an.

Auf Tomaten
können sich
alle einigen
im Restaurant.

Grenzen
testen
Applaus

Kannst du mir
bitte mal den
Käse reichen?





This is not the end.
– Doch!