Besonders aufregend klingt der Begriff Authentizität zunächst nicht. Doch denkt man an Debatten wie etwa um das Plagiat in der Literatur, um die Urheberschaft in der Kunst oder jene um die Rekonstruktion in der Architektur, so bekommt das Thema plötzlich Brisanz. Was ist heute noch authentisch? Wer entscheidet, was authentisch ist, sein darf und kann? Und wer fordert eigentlich diese absolute wahre Echtheit? Das Fachgebiet Architekturtheorie am Karlsruher Institut für Technologie KIT hat der Authentizität mit dem Untertitel „Sehnsucht nach der Wahrhaftigkeit in der Architektur“ ein ganztägiges Symposium gewidmet. Ein Tag, ein Wort? Das wiederum klang für uns so spannend, dass wir nicht lange zögerten und nach Karlsruhe fuhren – auf der Suche nach der wahren Architektur.
Wer schon einmal in Braunschweig an der Schlossfassade gekratzt hat, weiß, was mit großer Sicherheit nicht authentisch ist. Hinter dünnen Natursteinplatten, grauem Putz und Fassadendämmsystemen verbirgt sich alles andere als ein klassizistisches Schloss, sondern ein 30.000 Quadratmeter großes Einkaufsparadies. Im Sinne der Frage nach Echtheit und Wahrheit ist diese wie auch andere Rekonstruktionen, das heißt wiederhergestellte Bauwerke, nicht authentisch – und vielleicht aus diesem Grund auch für viele nicht ästhetisch. Es ist ein Stück Kulissenarchitektur – kein Denkmal, sondern schlicht Attrappe.
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Ich werde zitiert:
„ (…) Auf diese Debatte geht die Baunetzwoche vom 18. Februar ein. Sie berichtet über ein Symposion in Karlsruhe zum Thema „Authentizität – Sehnsucht nach der Wahrhaftigkeit in der Architektur”: „Authentizität ist unter Denkmalpflegern nämlich längst eine Art Modewort, soviel muss man wissen. Architekten bringt der Begriff immer noch leicht ins Stottern”, resümiert die Baunetzwoche-Autorin Jeanette Kunsmann. Sie kommt zu dem Schluß: „Authentizität ist ein Prozess. Der Autor, in diesem Fall der Architekt, spielt dabei eine zentrale Rolle. Und es liegt nun mal in der Natur des Architekten, Neues zu schaffen – das ist authentisch.” Den Bericht ergänzen sehenswerte Projekte des Architekturbüros Hild und K.”