Andere kochen ja auch nur mit Wasser. Olafur Eliasson nebelt den Berliner Martin-Gropius-Bau bunt ein – sogar auf der Straße entflieht eine Nebelwolke aus dem ersten Stock. Daneben steht ein Einsatzwagen der Feuerwehr, „weil der Veranstalter es so wünscht“.
„Innen Stadt Außen” oder vielleicht auch „Außen Stadt Innen”? Eliasson will die räumlichen Grenzen des Museums auflösen. Zweckfrei sollen seine Kunstwerke sein, Begegnung, Verhandlung und Erlebnis sein. Die erste große Ausstellung in Berlin, eine Art lang erwartetes Heimspiel, zeigt keine Objekte, sondern Installationen „für Berlin in Berlin“. Einige der artifiziellen Eingriffe sind schon seit dem Winter im Berliner Stadtraum verteilt. Man konnte über Markierungen, Spiegel oder isländisches Treibholz stolpern.
Island, das Land spannender Naturprozesse, ist für Olafur Eliasson ein gutes Stichwort. Der Vulkan als Kunstwerk sei „sehr, sehr schön“, er sei schon gefragt worden, ob er sich ein Zertifikat habe ausstellen lassen. Mit seiner großen Brille und dem gelben Hemd lächelt er freundlich in die Runde. Der dänisch-isländische Künstler wirbt weiter für seine Heimat: „Island braucht auch Touristen. Es ist ein unglaubliches Ereignis, wenn man 30 Kilometer vom Vulkan entfernt steht, und spürt, wie die Erdkruste wie eine Membran vibriert.“ Naturereignisse und -gewalten spielen in vielen Arbeiten von Eliasson eine wichtige Rolle – erinnern wir uns an seinen Durchbruch mit der Installation in der Turbinenhalle der Londoner Modern „The Weather Project“.
In Berlin erwarten uns nun eine Reihe verschiedenster Arbeiten. Flaniert man durch die Ausstellung, trifft man auf Licht- und Schattenspiele (Your uncertain shadow), ein Wasserstrahlballett (Water pendulum), ein gigantisches Spiegelkabinett (Mikroskop) und farbigen Nebel (Your blind movement). Man wird überrascht, irritiert, verschluckt, verliert Orientierung und Wahrnehmung – Reflexionen, Nachtbilder, Farbe, Nebel, Licht, Regen. Der Nebel in den drei Museumsräumen stinkt übrigens nicht nach Großraumdisko stinkt und auch die Feuerwehr wirkt eher deplaziert. Eliasson spielt ja nicht mit dem Feuer.
Während also in Berlin Treibholz und verspiegelte Fahrräder nachgelegt werden (schon einige der „Kunstwerke“ sind verschwunden), wird am Mittwoch die eigentlich Ausstellung im Martin-Gropius-Bau eröffnet – und zwar am ersten Tag umsonst, denn eine große Grenze des Museums ist ja bekanntlich das Kassenhäuschen. (jtkn)
Innen Stadt Außen
29. April bis 9. August 2010
www.gropiusbau.de
erschienen auf jetzt.sueddeutsche.de