Arata Isozaki wird im Mai der Pritzker-Preis verliehen: für sein Schaffen als Architekt und Stadtplaner, aber vor allem als visionärer Theoretiker, der versucht, die Zeit umzukehren, indem er die Zukunft in die Vergangenheit verwandelt.

„Für mich ist die moderne Stadt angefüllt mit Unsichtbaren“, schreibt Arata Isozaki. „Sie ist wie das Labyrinth in Alice hinter den Spiegeln, wo es unmöglich ist, die Dinge zu erfassen, die einem entgegenfliegen.“ Diese Sätze, die so aktuell klingen, stammen aus dem Essay Unsichtbare Stadt, den der Querdenker bereits 1967 verfasst hat. Ein halbes Jahrhundert ist seitdem vergangen. Liest man heute die großen Theorien des japanischen Architekten, wirken sie absolut zeitgemäß. Und wenn Arata Isozaki fragt: „Können wir nicht die Vergangenheit, so wie wir sie uns in der Zukunft vorstellen, in Zukunft verwandeln?“, lautet die Antwort für den 87-Jährigen seit gestern: Ja. Denn im Mai 2019 wird Isozaki einen ziemlich großen Preis erhalten: nämlich die tatsächlich immer noch wichtigste Auszeichnung, die einem Architekt überhaupt verliehen werden kann. Arata Isozaki ist der 46. Pritzker-Preisträger.
Damit hat natürlich wieder keiner gerechnet. Weshalb es wie jedes Jahr durch die Welt raunt: „Warum der?“. Dabei fragt man sich doch vielmehr: „Warum erst jetzt?“ Wurden doch jüngere Kollegen wie Tadao Ando, Toyo Ito, SANAA und Shigeru Ban, also allesamt Architekten, die Arata Isozaki maßgeblich beeinflusst hat, schon längst mit dem Pritzker-Preis geehrt. Auch Zaha Hadid wäre hier zu nennen. Zumindest bis ihr Förderer 2014 ihren Stadionentwurf für die olympischen Spiele in Tokio mit seiner Schildkrötenmetapher kritisierte („A turtle waiting for Japan to sink so that it can swim away“). Isozaki gewann mit diesen wenigen Worten als Architekturkritiker an Profil, Hadid verlor einen Großauftrag. In der Zukunft ist dann alles einfach nur Vergangenheit.
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